Rückhaltesystem (RHS)
Definition
Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, die den Benutzer davon abhält, Bereiche mit Absturzgefahr zu erreichen.
➜ der Benutzer gelangt nicht zur Absturzkante Quelle: DGUV I 201-056 Abs. 1.4
Rückhaltesysteme beschreiben eine Möglichkeit der Personensicherung bei Absturzgefährdung unter Anwendung von Persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz. Quelle: DIN EN 363 Abs. 3.2
Systematische Einordnung
Bei bestimmungsmäßiger Benutzung ermöglicht ein Rückhaltesystem das nahezu freibewegliches Arbeiten im absturzgefährdeten Bereich, verhindert hierbei aber zielgerichtet nicht nur den Absturz, sondern macht dem Anwender durch manuelle oder automatische Anpassung ein erreichen der Absturzkante unmöglich. Es muss unbedingt sicher gestellt sein, dass der Wirkungsbereich des Rückhaltesystems vollständig frei von Absturzkanten (Durchtrittsicherheit!) ist. Das Rückhaltesystem sollte immer im Kontext eines Persönliches Absturzschutzsystem von einer sachkundigen Person in Betrieb genommen werden.
Anwendung
Alle Bestandteile von Rückhaltesystemen dürfen nur bestimmungsgemäß verwendet werden. Maßgeblich dafür ist die Gebrauchsanleitung und eine Einweisung in die Verwendungstechniken der eingesetzten Systembestandteile.
Jedes Rückhaltesystem besteht aus einer typischen Sicherungskette:
- (1) statisch nachgewiesen sicheren Anschlagmöglichkeiten z.B. Tragwerk (Bauwerk) oder permanent installierte Anschlageinrichtung nach z.B. DIN EN 795 (A,C,D)
- (2) Verbindungsmittel oder automatischen Auffang- und Höhensicherungsgeräte bei Bedarf Mobile Anschlageinrichtung nach z.B. DIN EN 795 (B,E)
- (3) Körperhaltevorrichtung
Beim Einsatz von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz sollte immer Vorsorge für etwaig eintretender dynamischen Belastungen betrieben werden. Auch die Anschlagpunkte für Rückhaltesysteme sind entsprechend auszulegen.
Die Gesamtsystemlänge muss so eingestellt sein, dass diese den Anwender im absturzgefährdeten Bereich sichert, aber ein Überwinden von Absturzkante im gesamten Aufenhaltsbereich wirksam verhindert.
Gegenüber nachrangig anwendungsfähigen Auffangsystemen ergeben sich bei Rückhaltesystemen folgende sicherheitsorganisatorischen Vorteile:
- anerkannte Gegenmaßnahme zur Vermeidung von Pendelstürzen und einhergehenden Begleitprobleme für das verwendete Material durch z.B. scharfe Kanten oder Überlastung und für den Anwender selbst z.B. Greifreflex und Fangstoß
- Vermeidung einer eingehenden Betrachtung zur Gewährleistung von ausreichendem Sturzraum unterhalb von Absturzkanten
- Gegenmaßnahme zur Vermeidung einer Gefährdung durch Hängetrauma
- Rettungspläne (max. 15min) zur Vermeidung eines längeren Hängens für einen Verunfallten (vgl. Auffangsystem) müssen nicht etabliert werden