Gurte (PSAgA)
Synonyme:
Körperhaltevorrichtung, Sicherheitsgurt, Klettergurt, Auffanggurt, Komplettgurt, Industrieklettergurt, Baumklettergurt, Rückhaltegurt, Auffanggurt prüfen, Auffanggurt Auswahl, Auffanggurt kaufen
Definition
Als Gurt bezeichnet man den Teil einer Kletterausrüstung, welcher am Körper getragen wird bzw. diesen umschließt. In der technischen Normensprache wird ein Gurt auch als Körperhaltevorrichtung bezeichnet.
Systematische Einordnung
Der Gurt dient dazu, die beim zurückhalten vor einer Absturzkante, die beim hineinhängen in ein Arbeitsplatzpositionierungssystem oder die in einem Auffangvorgang auftretenden Belastungen aufzunehmen und auf den Körper des Trägers zu übertragen. Ein Gurt muss für die Benutzung innerhalb eines Persönliches Absturzschutzsystem nach DIN EN 363 immer geeignet ausgewählt und überprüft sein.
Hinweise zur Auswahl, Kauf und Inventarisierung eines Gurtes
Betreiber von Gurten müssen mit der Inbetriebnahme als Arbeitsmittel die Intensität und Häufigkeit der geplanten Nutzung prognostizieren. Im Ergebnis müssen die vom Hersteller angegebene Ablegereife und Nutzungsdauer gemessen am Einsatzzweck, Einsatzhäufigkeit und -dauer im Inbetriebnahmevorgang angemessen reduziert werden. Erfahrungswerte zeigen, dass häufig und intensiv genutzte Gurten (z.B. im Stahlbau, Mobilfunk) selten länger als 3 Jahre verwendet werden können. Die potentiell angegebene Ablegereife oder Nutzungsdauer einer Herstellerangabe stellt daher also nur bedingt ein wesentliches Kriterium für eine Kauf- bzw. Auswahlentscheidung dar.
Auffanggurt nach DIN EN 361
Der "klassische Gurt" für die Anwendung von Persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz im gewerblichen Bereich wird inkl. seiner Ösen nach der DIN EN 361 geprüft.
Sie können bedenkenlos in Absturzsicherungssystem nach DIN EN 363 eingesetzt werden, wenn diese nicht planmäßig sondern nur als Folge des Abrutschens durch das Körpergewicht mit entsprechendem Fangstoß belastet werden. Einstellbare Gurtbänder umschließen mind. den Oberkörper und Beine. An der Brust (sternal) und/oder dem Rücken (dorsal) sind Ösen, Schlaufen oder D-Ringe für die weitere Verbindung zum Tragwerk angebracht.
Ein zusätzlicher am Bauch befindliche vertikal-ausgerichteter D-Ring (Steigschutzöse) kann die Ergonomie von einigen Auffanggeräte für Führungen DIN EN 353 (mobil) bei der Benutzung an fest installierten Steigschutzsystemen an Ortsfesten Leitern und Steigeisengängen verbessern.
Soll während der Anwendung eines Auffanggurtes zusätzlich auch eine Arbeitsplatzpositionierung nach DIN EN 363, also eine planmäßige Belastung des Gurtes mit einem Teil des Körpergewichts des Trägers vorgenommen werden, kann der Auffanggurt auch mit einem Halte- und Positionierungsgurt kombiniert werden.
- Halte- und Positionierungsgurt nach DIN EN 358
Der einfache Hüftgurt mit Halteösen nach DIN EN 358 ist in erster Linie als Bestandteil umfangreicherer Gurtsysteme anzusehen. Für sich allein genommen darf ein Haltegurt lediglich dazu verwendet werden, dem Anwender durch manuelle oder automatische Anpassung der Länge des Rückhaltesystems nach DIN EN 363 das Erreichen einer Absturzkante unmöglich zu machen. Rettungskräfte nutzen Haltegurte z.B. nach DIN 14927 bei Notfallsituationen zur Selbstrettung. Hierbei belasten sie den "Haltegurt" zwar planmäßig, aber nur sehr kurzfristig mit Ihrem vollem Körpergewicht.
Generell gilt: In die Anseilpunkte eines Haltegurtes darf kein Auffangvorgang (Fangstoß) eingeleitet werden!
Alternativ kann dann aber auch überlegt werden, ob nicht gleich ein kombinierter Brust- und Sitzgurte (siehe unten "Komplettgurt nach DIN EN 361,358,813") die bessere Wahl wäre, um die planmäßige Belastung mit vollem Körpergewicht des Benutzers zu ermöglichen. Selbstverständlich müssen dann die Unterweisungsinhalte und praktischen Übungen nach DGUV-Grundsatz 312-001 ein wenig angepasst werden.
Statten Sie den Anwender bei der Benutzung eines Auffanggurts zusätzlich mit einer Trittschlinge aus um ihm die Möglichkeit einzuräumen nach dem Auffangvorgang aktiv gegen die Problematik des Hängetraumas arbeiten zu können.
Sitzgurt nach DIN EN 813
Ein Sitzgurt nach DIN EN 813 ist genau genommen eine strukturierte Verbindung aus Haltegurt und Beinschlaufen, welche zu einer angemessenen Körperhaltevorrichtung des Gesäßes führt.
Durch den relativ tief sitzenden zentralen Anseilpunkt kann eine annähernd stabile Sitzposition eingenommen werden. Sitzgurte gelten unter den besonderen Bestimmungen der TRBS 2121 Teil 3 (Absturzgefährdung - Seilzugangstechnik) als geeignet von "Baumkletterern" eingesetzt zu werden. Seitliche Halteösen erlauben eine Nutzung als Haltesystem nach DIN EN 363 und können eine komfortable Positionierung am Arbeitsplatz unterstützen. Auffangvorgänge in einen Sitzgurt müssen ausgeschlossen werden können. Eine Außnahme bildet dabei die Anwendung von Sitzgurten im Bereich des Berg- und Freizeitsports. Dehnungsstarke Systeme z.B. Dynamikseile verhindern hier für den Anwender potentiell unverträgliche Auffangvorgänge (Fangstoß).
- Brustgurt
Aus verstellbaren Gurtbändern bestehende Brustgurte halten den Körper in einer aufrechten Position. Der Brustgurt kann über eine Auffangöse zum Einhängen des Auffangsystems verfügen. Brustgurte dürfen aber als Bestandteil eines Absturzsicherungssystems niemals allein zum Auffangen von Stürzen verwendet werden, sondern nur in einer festen und zugelassenen Kombination mit einem Sitzgurt
Komplettgurt nach DIN EN 813 und DIN EN 361
Der Komplettgurt ist eine zulässige und geprüfte Kombination aus Sitz-, Brust- und Auffanggurt nach DIN EN 813 / DIN EN 361. Er ist der typische Gurt für "Industriekletterer", also für die Anwendung nach TRBS 2121 Teil 3 (Absturzgefährdung - Seilzugangstechnik).
Als Anseilpunkte für Auffang- bzw. Sicherungssysteme nach DIN EN 363 dienen die Ösen und D-Ringe des Brustgurtes.
Der Komplettgurt verfügt wie der Sitzgurt über einen zusätzlich zentralen Anseilpunkt (Bauchöse). Dieser kann für eine indirekten Arbeitsplatzpositionierung oder als Anseilpunkt für Tragsysteme des planmäßig seilunterstützten Zugangs genutzt werden. Hier müssen allerdings die Beinschlaufen des Komplettgurtes in jedem Fall mit einer Polsterung ausgestattet sein. Auch einige Auffanggeräten an fester Führung zur Verbindung mit ortsfesten Steigschutzschienen können mit diesem zentralen Anseilpunkt verbunden werden. Zwei seitliche Halteösen ermöglichen die direkte Arbeitsplatzpositionierung (Umschlingen). Breite bzw. atmungsaktive Polsterungen im Rückenbereich und Materialschlaufen sind sinnvoll zusätzliche Ausstattungsmerkmale.
Rettungsgurt DIN EN 1497 und Rettungsschlaufen DIN EN 1498
Nur in Rettungssituationen verwendbare Hilfsgurte nach DIN EN 1497 und Schlaufen nach DIN EN 1498. Mit oben genannten Normen ist ein direktes Einbinden der verletzten Person in ein Rettungssystem nach DIN EN 363 z.B. zum kurzfristigen Abseilen möglich.
Hinweise zur Anwendung eines Klettergurtes
- Die Möglichkeit eines Sturzes mit Fangstoß in die seitlichen Ösen des Haltegurtes DIN EN 358 muss grundsätzlich ausgeschlossen sein!
- Die Möglichkeit des Sturzes mit Fangstoß in die zentrale Sitzgurtöse DIN EN 813 muss grundsätzlich ausgeschlossen sein!