Verbindungselemente EN 362, EN 12275 (Karabiner)
Synonyme:
Karabiner, Automatikkarabiner, Schraubkarabiner, Schraubglied, Rohrhaken, Firehook, Schnappkarabiner
Definition
Ein Verbindungselement ist ein zur Verbindung von Bestandteilen verwendetes Einzelteil, das sich öffnen lässt und dem Anwender ermöglicht, ein Persönliches Absturzschutzsystem nach DIN EN 363 eigenständig zu montieren um sich und seine Körperhaltevorrichtung indirekt über eine Mobile Anschlageinrichtungen DIN EN 795 (B,E) oder direkt mit einem Tragwerk (Ankerpunkt) zu verbinden.
(Quelle: Auszug aus Norm EN 362)
Einordnung in die Systematik und die fachspezifische Terminologie
Zu den Verbindungselementen zählen u.a. Karabiner, Rohrhaken und Schraubglieder. Es gibt sie in verschiedenen Materialien (Stahl, Aluminium), diversen Formen (oval, Birnen- und D-Form) und mit unterschiedlichen Öffnungsweiten und Verschlußprinzipien. Darüber hinaus sind Karabiner häufig fest-integrierter Bestandteile fertiger Systemen z.B. in Auffanggeräte für Führungen DIN EN 353 (mobil) und lassen sich dort nicht zerstörungsfrei entnehmen.
Karabiner und Rohrhaken sind Verbindungselemente, welche sich ohne Werkzeug entriegeln lassen, obwohl diese vorher sicherheitsrelevant verschlossen waren. Schraubglieder lassen sich hingegen nur mit einem Werkzeug öffnen.
Hinweise zur Anwendung von Verbindungselementen und Karabinern
Warnung:
Nicht verriegelte Verschlusssicherungen und Querbelastungen führen immer und grundsätzlich bei allen Verschluss- und Verriegelungsvarianten zu einer verminderten Bruchlastfähigkeit des Verbindungselements bzw. Karabiner. Die Zuverlässigkeit im Absturzsicherungssystem kann nur durch richtige Anwendung, Pflege und Kontrolle erreicht werden.
Auswahl und Inbetriebnahme von Verbindungselementen und Karabinern
- In einem Persönlichen Absturz- bzw. Fallschutzsystem nach DIN EN 363 dürfen bei gewerblicher Anwendung nur nach DIN EN 362 zertifizierte Verbindungselemente verwendet werden.
- Die EN 362 schreibt 20 kN als Mindestanforderung an die statische Belastbarkeit von geschlossenen und verriegelten Verbindungselementen in der Hauptachse vor. Die Regeln der TRBS 2121 Teil 3 (Absturzgefährdung - Seilzugangstechnik)(Baum- und Industriekletterer) empfehlen mindestens 22 kN und eine zusätzliche Normung nach DIN EN 12275.
- Die EN 362 verlangt eine Verschlussicherung gegen unbeabsichtigtes Öffnen, die entweder automatisch wirkt oder manuell zu bedienen ist. Es müssen mindestens 2 unterschiedliche absichtliche Betätigungen erforderlich sein, um den Verschluss zu öffnen (außer Schraubverbindungselemente, hier 4 vollständige Umdrehungen).
Verschlusssicherungen
Die Verschlusssicherung gem. EN 362 erfolgt grundsätzlich über eine unabhängige Kombination aus Verschluss und Verriegelung:
Verschluss (manuell oder selbstschließend)
Der Verschluss ist der Teil des Verbindungselements, der bewegt werden kann, um es zu öffnen bzw. zu schließen. Dies kann hier je nach Ausführung z. B. durch Drehen um ein Scharnier (Scharnierverschluss), durch eine Schiebebewegung (Schiebeverschluss) oder eine Schraubbewegung (Schraubverschluss) erreicht werden. Selbstschließende Verbindungselemente werden auch als Karabiner bezeichnet und funktionieren für gewöhnlich über einen Scharnierverschluss mit Rückholfeder, wobei sich der Verschluss automatisch in die Schließstellung bewegt, wenn er in einer beliebigen offenen Stellung losgelassen wird.Verriegelung (manuell oder automatisch)
Die Verriegelung ist der Mechanismus, der das unbeabsichtigte Öffnen des Verschlusses verhindert, wenn er sich in der vorgesehenen Stellung befindet. Eine Verschlusssicherung kann automatisch wirken oder durch manuelle Betätigung erreicht werden.Automatische Verriegelungen sind mit ein wenig Training schneller und ergonomischer als Schraubverriegelungen. Schraubverriegelungen eignen sich in Situationen, wo eine automatische Verriegelung komplett versagen könnte. Dies ist insbesondere in sehr dreckigen Umgebungen der Fall, wo die mechanisch aufwendiger konstruierte Automatikverriegelung möglicherweise seine Gängigkeit und Funktionalität verlieren könnte.
Manuelle Verriegelungen werden durch manuelles Zuschrauben mit der Hand verriegelt und müssen nicht wie Schraubglieder (siehe unten) mit einem Drehmoment gem. Herstellerangaben gesichert werden.
Verbindungselemente ohne Verriegelung sind zwar leicht ein- und auszuhängen, dürfen aber nur im Freizeitbereich verwendet werden.
Beispiele für Kombinationen unterschiedlicher Verschlusssicherungen bei Verbindungselementen und Karabinern
- "selbstschließend/ohne" (Bsp. Schnappkarabiner Foto 1)
- "selbstschließend/manuell" (Bsp. Schraubkarabiner Foto 2) und
"selbstschließend/automatisch" (Bsp. Automatikkarabiner Foto 3,4)
sind im Bereich der gewerblichen Höhenarbeit wohl am verbreitetsten."manuell/manuell" (Bsp. Schraubglied Foto 5)
sollte nur für dauerhafte und langfristige Verbindungen eingesetzt werden. Das Zuschrauben mit der Hand beschreibt hier das manuelle Verschlussprinzip, die Verriegelung erfolgt über Anzug des vom Hersteller vorgegebenen Drehmoment. Aus Sicht der Sachkunde24.de- Autoren stellt das Schraubglied aber insbesondere keine optimale Verbindung zur Gurtöse dar, weil es die Handlungsmöglichkeiten eines Retters in Notfallsituationen möglicherweise einschränkt.
Hilfreiche Links und Informationen zur Kennzeichnung, Pflege und Kontrolle