Abseil-, Rettungs- & Höhensicherungssgeräte
Abseilgerät
Funktionsweise
Unter Anwendung eines Abseilgerätes, kann sich eine Person unter Nutzung der Schwerkraft von einem höher gelegenen zu einem tiefer gelegenen Ort entweder selbst abseilen (aktiv) oder durch eine zweite Person abseilen lassen (passiv).
Anwendungsbereich
- In der Vorhaltung eines selbstblockierenden Abseilgerätes für Rettungssituationen (aktiv/passiv) muss die DIN EN 341 erfüllt sein. Der Umgang mit Abseilgeräten zum Retten und die Anwendung von Rettungstechniken im Allgemeinen sind komplex und ziehen die Notwendigkeit einer Unterweisung nach DGUV R 112-199 und die jährliche Teilnahme an einem Rettungstraining nach sich.
- Soll ein selbstblockierendes Abseilgerät auch ausserhalb von Rettungssituationen im täglichen Einsatz zum Systeme für seilunterstützten Zugang (Baumklettern oder Industrieklettern) angewendet werden, müssen alle Systemkomponenten der Norm DIN EN 12841 gerecht werden. Für Abseilgeräte gilt hier im speziellen die DIN EN 12841 C .
Bremsgeräte
Die Funktionsweise von Bremsgeräten, ist denen von Abseilgeräten sehr ähnlich. Bremsgeräte werden vordergründig im Sportklettern bzw. der Erlebnispädagogik eingesetzt. Hier sollte sich an den Normen DIN EN 15151-1, DIN EN 15151-2 und dem UIAA (Reihe) orientiert werden.
Höhensicherungsgerät
Höhensicherungsgeräte dürfen als Bestandteil eines Persönlichen Absturzschutzsystem nach DIN EN 363 eingesetzt werden, wenn diese der DIN EN 360 entsprechen.
Funktionsweise:
Höhensicherungsgeräte gestatten in Abhängigkeit von der Länge des integrierten Verbindungsmittels (Stahlseil, Textilseil, Textilband) ein gesichertes und relativ freies Bewegen im absturzgefährdeten Bereich.
Beim Höhensicherungsgerät wird das Verbindungsmittel automatisch eingezogen. Bei einem abrupten Zug wird der Auszug - ähnlich wie bei einem Autosicherheitsgurt - blockiert und bei bestimmungsgemäßer Benutzung insbesondere auch hohe Fangstöße im Auffangsystem verhindert.
Anwendungsbereich
Höhensicherungsgeräte benötigen vergleichbar wenig sturzfreien Raum unterhalb des Anschlagpunktes und ermöglichen damit ein sicheres Arbeiten in niedrigen und unregelmäßigen Arbeitsumfeldern.
Vor allem kleine, leichte Höhensicherungsgeräte mit geringer Auszugslänge stellen dabei häufig eine sinnvolle Alternative zum Falldämpfer dar.
- Obwohl Höhensicherungsgeräte grundsätzlich den Auffangsystemen zuzuordnen sind, gibt es einige Höhensicherungsgeräte die mit eher einem Rückhaltesystem vergleichbaren Einsatz auf Hubarbeitsbühnen eingesetzt werden können.
- Mit zunehmender Auszugslänge werden Höhensicherungsgeräte schwerer und damit unhandlicher. Hier sollten permanente oder semi-permanente Installationen von Höhensicherungsgeräten angestrebt werden.
Die Positionierung des Höhensicherungsgerätes unter Beachtung des theoretisch-möglichen Auszugsbereiches birgt immer Risiken. Eine Festinstallation eines Höhensicherungsgerätes sollte mit besonderer Sorgfalt durch einen Sachkundigen für dieses Gerät festgelegt und ggf. durch Versetzen von Ankerpunkte oder Trägerklemmen optimiert werden.
- Bei diagonalem oder horizontalem Einsatz eines Höhensicherungsgerätes besteht im Falle des Abrutschens oder Sturzes die Möglichkeit, dass der abrupte Zug ausbleibt und damit das Funktionsprinzip des Höhensicherungsgerätes eingeschränkt wird.
- Bei horizontalem Einsatz kann das Verbindungsmittel des Höhensicherungsgerätes möglicherweise auch durch den Zug über eine Kante beschädigt werden. Deshalb dürfen bei horizontalem Einsatz nur solche Höhensicherungsgeräte verwendet werden, die dafür zugelassen und entsprechend gekennzeichnet sind.
Höhensicherungsgeräte sind häufig ungeeignet bei Arbeiten mit Versinkungsgefahr (Schüttgut, Wasserkante), da aufgrund des Funktionsprinzips von Höhensicherungsgeräten möglicherweise keine ausreichende Schutzwirkung gegeben ist.
Rettungshubgerät
Es gibt auch Abseilgeräte nach DIN EN 341 und Höhensicherungsgeräte nach DIN EN 360 mit zusätzlich integrierter Rettungshubfunktion.
Die Rettungshubfunktion muss der Norm DIN EN 1496 entsprechen. Diese Rettungshubgeräte ermöglichen einem einzelnen Retter eine nach einem Sturz im Auffangsystem hilflos hängende Person zu entlasten, zu befreien und ggf. auf die nächst sichere Plattform hinauf zu ziehen oder abzulassen.
Anmerkung zu Auswahl und Prüfung von Abseil-, Rettungs- und Sicherungsgeräten:
Bei der Auswahl von Geräten dieser Familie sollte immer auch ein besonderes Augenmerk auf die Prüfanforderungen (siehe Herstellerhinweise) gelegt und eine Betrachtung der Folgekosten vorgenommen werden. Abseil-, Rettungs- und Höhensicherungsgeräte müssen im Rahmen einer Sachkundeprüfung häufig zum Hersteller oder „zertifizierten Stellen“ eingeschickt werden. Die Autoren von Sachkunde24 empfehlen daher Geräte auszuwählen, wo auch ein normaler Sachkundiger für PSA gegen Absturz gem. DGUV G 312-906 ggf. durch modellbezogene Zusatzausbildung beim Hersteller auch die Prüferlaubnis erlangen kann.